Hallo meine Lieben,
ich habe in den letzten Tagen, zwar schon den ein oder anderen Beitrag für euch wieder vorbereitet, aber ich denke ich schulde euch erst eine „kleine“ Erklärung.
Immerhin war es nun sehr lange, sehr still um uns. Das hatte tatsächlich mehrere Gründe. Und auf den ein oder anderen, möchte ich in diesem Gedankenkarussell etwas genauer Eingehen. Also schnappt euch eine Tasse Kaffee, oder einen Tee und setzt euch gemütlich hin, dies wird definitiv ein längerer Post, meine Gedankengänge betreffen diesmal auch nicht nur mich, sie betreffen auch meine Familie und euch als Leser…
Ich kam nämlich irgendwann, an den Punkt, wo ich mir selbst die Frage stellen musste:
Wie weit, bin ich bereit zu gehen um mit dem Blog „erfolgreich“ zu sein?
und will ich das überhaupt?
Warum habe ich damals eigentlich angefangen zu bloggen?
Welche Ziele hatte ich?
Welche Ziele möchte ich in Zukunft mit dem Blog erreichen?
Ihr seht, es gab einiges worüber ich mir selbst erstmal wieder klar werden musste und nur wenige, die mir dabei wirklich helfen konnten.
Wieviel Privatsphäre bin ich bereit zu opfern?
Ich hatte viele Gedanken und Fragen zu sortieren. Vieles auch, dass ich zwar gerne geteilt hätte, aber einfach nicht teilen konnte. Weil ich auch als Autismusfamilien-Mamabloggerin immernoch versuche die Privatsphäre und Würde meiner Kinder zu schützen. Dementsprechend schwer wurde es in der Zeit, wo aus unserem „Sonnenschein Johnny“ immer häufiger „Johnnyzilla“ wurde.
Natürlich war uns klar, dass die Pubertät auch bei uns irgendwann Thema würde, aber mit solchen Dingen, wie sie bei uns letztlich passiert sind, habe ich nicht gerechnet. Hätte wahrscheinlich niemand. Es hat nicht nur mich, sondern unser komplettes Familienleben sehr belastet. Auf Facebook und Instagram, habe ich dies auch mal angedeutet, konnte aber damals – noch werde ich es heute – Details preisgeben. Die Reaktionen von außen waren erstmal banal: „Ja, so ist die Pubertät – gewöhnt euch dran“.
Wenn Pubertät und Autismus aufeinandertreffen…
Nein, daran konnten wir uns nicht einfach gewöhnen. Johnny erschien uns in seinem Verhalten doch extrem, und Gespräche mit Freunden bestätigten mir diesen Eindruck. Natürlich ist die Pubertät ein großer Verstärker, aber normalerweise trägt ein pubertierender Teenager auch keine Windeln mehr. Es gestaltet sich immer schwieriger die notwendige Pflege mit der nötigen Privatsphäre dieses Alters zu kombinieren. Aber das allein, ist es eben nicht. Wir holten uns Hilfe und Rat bei unserer Heilpädagogin und einer Sozialpädagogin. Sein Verhalten, würde bei neurotypischen Kindern sogar Missbrauchsvermutungen anstellen, ein Begriff, der mich auch erstmal schockierte. Jedenfalls, werden wir bei der nächsten Verlaufskontrolle, diese Themen erneut ansprechen und überlegen derzeit die Dienste der Autismusambulanz nochmal in Anspruch zu nehmen.
Aber Fakt ist, ich stand bei diesem Thema im Zwiespalt mit mir selbst. Einerseits, wollte ich anderen Autismusfamilien immer zeigen, wie es bei uns läuft. Zeigen, dass Autismus kein Weltuntergang ist und man eben mal vor besonderen Herausforderungen steht. Zeigen, dass diese Familien mit ihren Sorgen nicht alleine sind. Aber: Chaoshoch4 ist eine öffentlich zugängliche Seite. Sucht man uns auf Google, findet man uns auch. Auf Facebook wurde ich schonmal, von einer mir bis dato unbekannten Mutter angeschrieben, dass ihr Sohn ja die gleiche Klasse besucht wie meiner. Soweit natürlich nicht schlimm. Aber in mir kam dann eben auch die Frage auf, in wie weit ich eventuell zu offenherzig mit der Privatsphäre meiner Kinder umgehe. Reicht es, sie nicht zu zeigen, um sie zu schützen? Daran Zweifel ich inzwischen. Das Resultat: ich werde für mich in Zukunft häufiger überlegen, wie weit, bin ich bereit zu gehen um anderen zu Helfen und ihnen Ängste zu nehmen. Denn es soll keinesfalls auf Kosten der Würde meiner Kinder passieren! Egal, wieviele Klicks mir deshalb durch die Lappen gehen.
Womit wir auch schon beim nächsten Themenpunkt angelangt wären:
Erfolgsdruck – definiert über Klicks und Followerzahlen
Wie im Pubertätsabsatz schon erwähnt, war mein Vorhaben, als Mamablogger andere Eltern zu erreichen. Mich auszutauschen, Erfahrungen zu teilen, Rezepte, Bastelideen und Bücher zu teilen, die den oft grauen und sorgenvollen (Autismus-)Mamaalltag etwas bunter und fröhlicher gestalten. Aber genau diese Dinge, habe ich irgendwann aus den Augen verloren.
Immer Häufiger erreichten mich Anfragen für Kooperationen, ob bezahlt oder nicht. Schon vor Jahren, habe ich den Blog also als Gewerbe angemeldet. Ich bin ja nicht blöd. Aber als Gewerbe, muss man auch eine Gewinnabsicht nachweisen. Also gab es immer mal wieder auch bezahlte Kooperationen auf dem Blog. Nein, ich rede dabei nicht von den Gewinnspielen – diese waren immer unbezahlt und habe ich trotzdem gerne für euch organisiert, und möchte diese auch in Zukunft weiter anbieten. Aber für diese bezahlten Beiträge, habe ich mich sogar in Bloggerportalen angemeldet. Dort konnte ich mich dann auf bestimmte Kooperationen bewerben. Soweit, so gut. Ich habe immer darauf geachtet, dass ich nur Kooperationen eingehe, die mich interessieren und eben auch für euch als Leser irgendwie Interessant sein könnten.
Wen würde es schon interessieren, wenn ich in einem lächerlichen Erdnussflipsonzie auf dem Sofa hocke und trotz Allergie Flips schnabuliere? Niemandem, da war mir dann auch das Geld egal. Ich bewarb mich nur, wenn ich auch etwas sinnvolles zu sagen habe und hinter dem jeweiligen Thema stehen kann, ohne mich zu verbiegen. Etwas, worauf ich bis heute stolz bin.
Aber, die Anforderungen für solche Bewerbungen werden immer utopischer und für mich teilweise nicht mehr tragbar. Die Klickzahlen und Follower der jeweiligen Seiten, definieren natürlich zu einem sehr großen Anteil das Honorar, das der Blogger für solch einen Werbepost erhält. Natürlich werden vorab, auch immer gewisse Grundlagen für solche Beiträge festgelegt, z.B. wieviele Fotos, der Beitrag beinhalten soll. Ob bestimmte # eingebaut werden usw. Das ist völlig normal, und solange nicht, bestimmte Wortlaute oder Meinungsäußerungen verlangt werden (Ehrlicheit, ist mit z.B. nach wie vor wichtig), ist das alles ligitim.
Wo es mir, persönlich aber zu gruselig wurde, war das nun von mir als Blogger verlangt wird, dass ich dem Kooperationspartner Zugriff auf meine Facebook Fanpage gebe, damit der Partner den Kooperationsbeitrag, in meinem Namen, auf seiner Seite postet um damit mehr Klickzahlen zu generieren. Wow! Nee, das ist mir zu gruselig. Wenn in meinem Namen gepostet wird, dann soll es auch wirklich von mir kommen und ich möchte die Möglichkeit haben selbst darauf reagieren zu können.
Nein, solche Kooperationen möchte ich nicht machen, dass ist mir das Geld einfach nicht wert. Wir sind glücklicherweise nicht darauf angewiesen, das ich den Blog kommerziell betreibe. Aber zumindest Kosten, die mir für Webspace, Domain, Strom, Notebook, Bastelmaterial etc. entstehen, würde ich gerne auch in Zukunft einigermaßen abdecken können.
Und da schließt sich der Teufelskreis über den ich meine ursprünglichen Blogziele aus den Augen verloren habe.
Wie weit bin ich also in Zukunft bereit als Blogger zu gehen, und wo wünsche ich mir eure Unterstützung als Leser / Follower?
Wobei, ich habe meine Ziele nicht vollkommen aus den Augen verloren. Ich möchte immer noch andere mit meinen Beiträgen erreichen und nach Möglichkeit mit meinen Erfahrungen und Content mit Mehrwert helfen/bereichern. Dafür muss ich aber aus der Masse an Blogs herausstechen.
Das tue ich natürlich in Gewisserweise durch die thematische Autismusnische. Aber das bringt nichts, wenn mich Betroffene in den weiten des WWW nicht finden. An dieser Stelle, bin ich dann eben doch wieder auf die gemeinen Klickzahlen, Followerzahlen und Algorithmen angewiesen die das WWW, Facebook, Instagram und Co. so nutzen.
Und genau wegen dieser Algorithmen, bin ich auf eure Mithilfe als Leser / Nutzer angewiesen. Das klingt jetzt nach billigem Influencergesabbel, aber ihr beeinflußt meine Reichweite indem ihr ein Follow dalasst, Kommentiert, Likebuttons klickt oder meine Beiträge teilt. Ihr Unterstützt uns, in dem ihr die Werbebanner klickt, oder über die eingebauten Amazonlinks einkauft. Auf diesen Wegen könnt ihr uns Unterstützen und Motivieren, ohne dass es euch irgendwas kostet – abgesehen von ein paar netten Worten.
Versteht, das nicht falsch, man muss mir auch keinen Honig ums Maul schmieren, Kritik ist ebenfalls okay. Solange sie Sachlich und Fair ist. Vergesst bitte nie: Ihr seid hier bei uns zu GAST! Also benehmt euch bitte auch so. Man geht ja auch sonst nicht zu anderen nach Hause um denen auf den Tisch zu kacken. Kommentare wie: „Deine Bilder sind scheiße“, „Deine Kinder müssen ja echt hässlich Behindert sein, wenn du sie so versteckst“ oder „Wow, du nutzt die Behinderung deiner Kinder als Sprungbrett.“ sind weder Sachlich, noch Fair. Das einzige was sie bewirken ist, dass sie demotivieren, weil ich mich dann Frage, warum ich mir überhaupt noch die Mühe mache, um Beiträge zu tippen und online zustellen.
Trotzdem soll es auf Chaoshoch4 weitergehen
Ja, ich war wirklich schwer demotiviert. Nichtmal weil mir die Ideen für Content gefehlt hätten. Im Gegenteil, ich habe ganze Listen von Beitragsthemen in meinem Notizbuch stehen. Aber all diese Negativen Punkte, die ich jetzt aufgezählt habe, haben mich in ein tiefes Loch fallen lassen. Ein Loch, aus dem ich die letzen Wochen erst wieder klettern musste. Und auf dem Weg nach Oben war es wichtig, dass ich mir selbst erst wieder darüber klar werde, was ich mit dem Blog erreichen möchte, wie weit ich bereit bin zu gehen, um diese Ziele zu erreichen. Und Letzten Endes, waren es auch liebe Menschen, wie meine Freunde und ein paar Bloggerkollegen (insb. Yasmin, Dani und Tine – ohne dass es ihnen Bewusst sein dürfte) weshalb es auf Chaoshoch4 in Zukunft wieder weitergehen soll.
Im Großen und Ganzen, wird sich für euch, als Leser, auch gar nicht viel hier ändern, denke ich. Aber für mich, in meinem Kopf, in meinen Ansichten, hat sich einiges Verändert, weshalb ich in Zukunft mit deutlich weniger Druck auf den Schultern bloggen werde.
Christine meint
Hey, ich versteh dich gut. Ich bin immer wieder am überlegen, was ich poste. Wo werde ich privat, wo gar nicht. Meinen Bücherblog schaffe ich gerade nicht und bin echt traurig darüber. Bei INsta poste ich immer mehr, aber es ist auch dann seltsam mal von bekannten darauf angesprochen zu werden.
Andererseits bin ich sehr dankbar, dass es Blogs wie deinen gibt, dass du über Autismus schreibst. Gerade als die Diagnose bei meiner Tochter kam, stand ich mit vielen Fragen da.
Und was ich absolut bestätigen kann ist, Pupertät und Autismus ist eine schlechte Kombi. Wir sind da auch gerade mittendrin und obwohl ich schon 2 Jungs aus der Pupertät raus habe, einen noch drin habe, ist es bei ihr wieder ganz anders.
Die virtuelle Welt ist natürlich immer nur virtuell, wenn sie auch in unsere reale Welt sich oft mit einbringt. Ich finde es toll, dass es einfach real klingt, auch wenn du eure Privatsphäre schützt. Bleib du selbst und du hast es weiterhin in der Hand, was du schreibst. Ich finde es Klasse!
Nathy meint
Hi ich verstehe diesen Beitrag total und mich hält auch der Privatsphäre Schutz meines Sohnes vom bloggen oder YouTuben ab. Ich finde den Blog sehr Klasse und die Ehrlichkeit über was du dir Gedanken machst insbesondere in dem Beitrag,toll.
Kriegst du auch durch das Bloggen selbst Hilfe von anderen Betroffenen oder bist du da mehr die Inspiration? Das würde mich interessieren? LG Nathalie
influ meint
Huhu Nathalie,
ab und an, findet tatsächlich auch etwas austausch statt. Dieser dann aber meistens via Privatnachrichten auf Facebook oder Instagram.
Dies ist aber eigentlich ehr selten. Meist sind es ehr stille Leser, habe ich den Eindruck.
Liebe Grüße,
Bea