Hallo meine Lieben,
aktuell findet ja wieder die Frankfurter Buchmesse statt, also was wäre wohl passender als heutigen Beitrag, als eine Rezension? Dafür habe ich mir Das andere Kind von Charlotte Link aus dem Blanvalet Verlag ausgesucht. Der Name Charlotte Link ist unter den Autoren ja schon ein großer Begriff, sie hat immerhin schon diverse Bestseller Romane veröffentlicht. Für mich war “das andere Kind” jedoch das erste Buch, dass ich nun von ihr gelesen habe – nachdem es bereits eine sehr lange Zeit auf dem SUB lag, und es hat mich auch nach dem beenden noch nicht los gelassen.
Das andere Kind von Charlotte Link
erschienen im Blanvalet Verlag* (Amazon Partnerlink)
Formate: Hardcover, Taschenbuch, eBook und Hörbuch
Preis: je nach Format ab 9,99€
Seiten: 667
Meine Wertung: 3 Sterne
Der Klappentext:
Eine alte Farm
im Norden Englands.
Eine einsame Landschaft.
Ein düsteres Geheimnis
aus vergangener Zeit.
Mit tödlichen Folgen für die Gegenwart.
Der Inhalt:
Zugegeben, der Klappentext liest sich enorm kryptisch. Aber “Norden Englands”, “alte Farm” und “düsteres Geheimnis”, das sind schon kleine Triggerworte, jedoch hätte ich dahinter niemals eine solche Geschichte erwartet.
Die Geschichte ist gesplittet in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart, welche 2008 stattfindet, haben wir die unscheinbare Gwen Beckett, die durch Zufall, nach einem ihrer Selbstbewusstseins-Seminaren die sie besucht auf Dave Tanner trifft. Dave lässt sich am ehesten als “gescheiterte Existenz” beschreiben. Er unterrichtet Abendschulklassen in Spanisch und Französisch unterrichtet. Mehr ist nicht drin, da er sein eigenens Studium nie abgeschlossen hat, dafür nun aber regelmäßig die Studentinnen der Stadt verführt.
Gwen hingegen, lebt zurückgezogen mit ihrem Vater Chad Beckett, auf der lang vernachlässigten Farm außerhalb der Stadt. Lediglich die Freundin ihres Vaters aus Kindertagen Fiona verirrt sich regelmäßig auf die Farm. Umso überraschender ist es, als kurzer Zeit später, Gwen und Dave ihre Hochzeit verkünden. Von Liebe und Beziehung, kann dabei keine Rede sein. Das wissen auch die, zur Verlobungsfeier geladenen Gäste. Doch was treibt sie an? Als Fiona, in ihrer direkten Art, Dave vor versammelter Gesellschaft mit ihrer Vermutung konfrontiert, dass er sich nur der Farm wegen für Gwen interessiere, sprengt sie damit nicht nur die Verlobungsfeier.
Am nächsten Tag, wird Fiona Tod aufgefunden.
Während der Ermittlungen, kommt für den Leser noch eine weitere Geschichte zu Tage. Die Geschichte wie Fiona während des Krieges, als Kind gemeinsam mit vielen anderen Kindern aus London evakuiert und in eine Pflegefamilie gebracht wurde. Nämlich zu den Becketts. Doch Fiona kam nicht allein. Sie hatte ” das andere Kind ” im Schlepptau. Brian, ein kleiner geistig Behinderter Junge, dessen komplette Familie Abends zuvor einer Bombe zum Opfer gefallen ist.
Von Anfang an, ist Brian ihr ein Dorn im Auge. Sie mochte Brian nicht, aber er sie umso mehr. Fiona wurde zu einer Art Anker für den kleinen Brian und er klammerte sich an sie, wie an eine große Schwester. Emma Beckett, nahm sie kurzerhand beide auf der Beckett Farm auf und kümmerte sich insbesondere um den kleinen, hilflosen Brian. Was um sie herum geschah, unter den Kindern geschah, bekam sie jedoch kaum mit. Ihr eigener Sohn Chad, würde am liebsten direkt an die Front gehen, denn er fühlt sich seinem Vaterland deutlich mehr verpflichtet, als der Farmerstradition. Die kleine Fiona wiederum geht Morgens in die Schule, hilft tagsüber im Haus und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit Chad – für den sie zu schwärmen beginnt. Trotzdem lässt Brian nicht von Fiona ab. Das einzige Wort, dass er sprechen kann ist Fiona. Er vergöttert sie, und egal wie sehr sie ihn von sich stößt oder ihn verletzt, er läßt nicht von ihr ab. Bis zu dem Tag, an dem Fiona zurück zu ihrer Mutter nach London soll. Brian, jedoch bleibt natürlich bei den Becketts, er hat sonst niemanden und aus Angst ihn zu verlieren, hat Emma sich auch keine große Mühe gegeben, das kleine Waisenkind irgendwo zu melden. Offiziell gibt es keinen Brian auf der Beckett Farm. Somit kann auch niemand Fragen, was mit diesem geistig Behinderten Jungen eigentlich passiert.
Meine Meinung zu das andere Kind
Die Gegenwartsgeschichte des Buches, empfand ich hingegen als relativ langatmig und wenig fesselnd. Die Charaktere haben zwar alle ihre eigenen Geschichten und Päckchen, jedoch haben wir mich einfach nicht wirklich interessiert. Sie wirkten auf mich wie eine Ansammlung gescheiterter Seelen, die krampfhaft versuchen wieder in ein normales, geregeltes Leben zu finden. Man hätte sie fast als Selbsthilfegruppe zusammen setzen können.
Erst als, nach 120 Seiten, der behindete Junge Brian ins Spiel kam, hat mich das Buch wirklich gepackt. Immerhin bin ich selbst Mama eines Kindes, speziellen, an geistiger Behinderung grenzenden Kindes, welches erst mit 6 Jahren wirklich zu sprechen begonnen hat. Umso wütender hat es mich gemacht, zu lesen, wie mit dieser armen Seele umgegangen wird. Ehrlich. Ich bekam selbst Mordgedanken gegenüber den Protagonisten.
Klar, kann man versuchen alles im Licht des “es war eine andere Zeit und Krieg” zu sehen. Doch… ehrlich, mir fehlen die Worte.
Selten hat mich ein Buch derart wütend gemacht. Ich wollte Fiona und Chads Vater schütteln und wollte insbesondere Chad an die Kehle gehen. Ich war so manches Mal davor, das Buch einfach in die nächste Ecke zu pfeffern, so wütend machten mich diese Zeilen. Dennoch habe ich weitergelesen. Immerhin wollte ich erfahren, was aus dem kleinen Brian wird und ob er doch noch die Möglichkeit auf ein lebenswertes und unbeschwertes Leben bekommt.
Nun werden sich einige Fragen: “Warum in aller Welt, bewertet unsere Chaosqueen, ein Buch, dass sie derart wütend macht, trotzdem noch mit 3 Sternen?” Nun, die Frage ist berechtigt, und ich habe selbst lange überlegt, wie und ob überhaupt ich das andere Kind rezensieren und bewerten soll. Aber letzten Endes, geht es nicht genau darum? Das uns ein Buch emotional packt und mitreißt? Und genau dies hat Charlotte Link mit Das andere Kind bei mir geschafft. Es hat mich emotional gepackt und mitgerissen. Nicht unbedingt im positiven Sinne, aber genau das hat es getan. Zu Mindest in einer Häfte der Geschichte. Die Gegenwartshälfte, konnte mich überhaupt nicht überzeugen, daher eben 3 Sterne als Mittelmaß.
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