Hallo meine Lieben,
Fabienne war wieder fleißig für euch und hat euch den zweiten Teil ihrer “Autoren und ihre liebsten Kinderbücher” – Reihe vorbereitet. Diesmal hat sie sich ihre Autorenkollegin Alessandra Reß für ihre Fragerunde ausgesucht. Mal sehen, über welche Kinderbuchschätze wir bei Alessandra stolpern werden. Vielleicht findet, der ein oder andere hier ja selbst vergessene Schätze wieder.
Welches ist das erste Buch, an das du dich bewusst erinnerst?
Ich hatte es als Kind irgendwie mit Büchern über Hexen. Ich hab auch immer die „Bibi Blocksberg“-Hörspiele gehört. Eines der ersten Bücher, an das ich mich erinnere, war „Geschichten von der Hexe Hortense“ von Werner Färber und Maria Wissmann. In dem Buch wurden einige der Substantive durch Bilder ersetzt, das fand ich damals super. Und gerade finde ich es bemerkenswert, dass mir der Titel nach der ganzen Zeit noch eingefallen ist – ich muss das Buch wirklich oft (vor-)gelesen bekommen haben …
Und welches war das erste Buch, das du selbst gelesen hast?
Genau weiß ich das nicht mehr. Vielleicht war das ebenfalls „Hexe Hortense“ oder „Schlechte Zeiten für Hexen“, oder etwas von Astrid Lindgren. Die „Jan und Julia“-Reihe mochte ich auch sehr gerne. Müsste ich mich auf ein Buch festlegen, wäre es aber wohl „Anna vor der Tür“ von Hans Peterson und Ilon Wikland. Das habe ich immer wieder gelesen, und es hat mich nachhaltig beeindruckt: In dem Buch geht es um ein Mädchen, das sich aussperrt, während ihre kleine Schwester badet, und dann in der Nachbarschaft um Hilfe fragt. Seitdem hatte ich immer großen Respekt vor der Vorstellung, ohne Schlüssel die Wohnung zu verlassen 😉
Besitzt du es noch?
Es steht noch bei meinen Eltern und ich habe es gerade noch einmal durchgelesen. Dafür, dass es 1989 erstveröffentlicht wurde, finde ich es bemerkenswert fortschrittlich. Anna – die Hauptfigur – ist Teil einer großen Patchwork-Familie, sie lebt in einem sehr interkulturellen Haus und ganz nebenbei wird auch noch thematisiert, dass die „neue“ Frau ihres Vaters nicht dessen Nachnamen angenommen hat. Dagegen wirkt es heute irgendwie seltsam, dass ein so kleines Mädchen ständig nachts allein mit seiner Kleinkind-Schwester ist.
Gab es besondere Lese-oder Vorlesemomente in deiner Kindheit, an die du dich besonders erinnerst?
Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie mir meine Mutter „Hexe Hortense“ vorgelesen hat und ich dann immer die Wörter ergänzt habe, die als Bilder dargestellt waren. Ich hatte mehrere solcher Bücher, auch vom Elefanten Babar.
Außerdem weiß ich noch, wie ich die Grinsekatze in „Alice im Wunderland“ spielen sollte und meine Mutter mir das Stück so lange vorgelesen hat, bis ich die Rolle auswendig konnte (zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht Lesen). Das war natürlich nicht der Originaltext von Lewis Carroll, sondern eine vereinfachte Version.
Und als ich mal krank im Bett lag, hat meine ältere Schwester mir ihre Lieblingskapitel aus „Die unendliche Geschichte“ vorgetragen. Das war für mich etwas ganz besonderes, vor allem, weil meine Schwester mir sonst nie vorgelesen hat.
Haben Märchen in deiner Kindheit eine Rolle gespielt?
Schon, ja. Wir haben öfter Märchenfilme geguckt (vor allem das Disney-Schneewittchen) und meine Mutter hat mir immer mal wieder welche vorgelesen. Allerdings waren sie für mich damals nicht bewusst prägender als die anderen Sachen aus der Zeit. Erst als Teenager habe ich angefangen, mich näher mit Sagen und Märchen zu beschäftigen.
Hast du ein oder mehrere Lieblingsmärchen?
Ich hatte so ein Pixi-Buch von „Die sieben Raben“, das ich sehr gerne gelesen habe. Ich glaube, das lag auch an den einprägsamen Illustrationen – ich erinnere mich z.B. noch gut an ein Bild vom Glasberg, oder wie die Heldin ihren Finger als Schlüssel benutzt. (In der Version hat sie ihn sich aber nicht abgeschnitten!) Auch „Sterntaler“ mochte und mag ich sehr gern, und auch hier erinnere ich mich noch gut an Sterntalers Kleidung auf den Illustrationen (anfangs ein blauschwarzes Kleid mit Hütchen, später nur noch ein weißes Hemd).
Großen Respekt hatte ich vor „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ und „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Die waren so gruselig!
Wenn du heute an die Bücher aus deiner Kindheit und Jugend zurückdenkst, wie sähe deine Top 10 aus? (Natürlich kannst du auch mehr nennen)
Puh, das ist schwierig. Manche Bücher – wie „Babar“, „Anna oder Tür“, „Mini“, „Lotta“, „Die kleine Hexe“, „Das kleine Gespenst“ oder „Madita“ – waren früher sicher unter meinen Lieblingen. Außerdem habe ich viele Sachbücher gelesen, mochte z. B. meinen Kinder-Weltatlas sehr gerne oder das „Was ist was“-Buch zu den Sieben Weltwundern. Und dann hatte ich auch mal so eine Gudrun-Pausewang-Phase, und unsere Disney-Filmbücher existieren fast alle nur noch zerfleddert, weil wir sie so oft gelesen und angeschaut haben. Damit das hier nicht total ausufernd wird, beschränke ich mich aber mal auf zehn Bücher bzw. Reihen, die ich U14 das erste Mal gelesen habe und auch heute noch sehr gerne mag.
- „Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte“ von Luis Sepúlveda
Falls ich je Kinder haben sollte, werden sie dieses Buch oft vorgelesen bekommen, das schwöre ich hier und jetzt! - „Liebe Tracey, liebe Mandy“ von John Marsden
Gemeines Ende. - „Drei Hexen, drei Katzen und die singenden Mäuse“ von Jenny Nimmo und Angela Barrett
Ideal, um erste schlaflose Nächte zu bereiten! - „London, 13. Juli“ von Käthe Recheis
Ohnehin eine tolle Autorin, „Der weiße Wolf“ mochte ich auch sehr gerne. - „Ich knall euch ab“ von Morton Rhue
War 2002/2003 ein Must Have. - „Harry Potter 1-4“ von Joanne K. Rowling
Nicht, dass ich 5-7 nicht auch mögen würde, im Gegenteil. Aber da war ich schon älter. - „Die fließende Königin“ von Kai Meyer
Hier stellvertretend für eine Reihe von Fantasy-Reihen, die Anfang der 2000er den Schulhof fluteten. - „Hanni und Nanni“ von Enid Blyton
Ich ärgere mich zwar immer wieder über die 50er-Jahre-Klischees darin, aber irgendwie boten die Bücher Suchtpotenzial. - „Berts Katastrophenbücher“ von Anders Jacobsson und Sören Olsson
Skandinavier haben irgendwie ein Patent auf gute Kinderbücher, oder? - Lustige Taschenbücher
#TeamDonald!
Bestimmt habe ich jetzt etwas ganz Wichtiges vergessen …
Würdest du eins der Bücher heute gerne noch mal lesen? Und wenn ja, welches?
Die lese ich alle hin und wieder mal, zumindest auszugsweise. Gerade dachte ich, es wäre mal wieder Zeit für ein Reread der Bert-Bücher.
Haben die Bücher deiner Kindheit Einfluss auf dein heutiges Schreiben?
Vereinzelt sicher. Ich nutze beispielsweise gerne Techniken mit offenen Enden wie in „Liebe Tracey, liebe Mandy“. Außerdem wundere ich mich gerade etwas, dass ich als Kind doch schon relativ viel Phantastik gelesen habe – ich dachte, das wäre erst später gekommen, als ich mein Faible für irische Sagen und Reihen wie „Drachenlanze“ oder halt „Die Fließende Königin“ entdeckt habe („Harry Potter“ kam glaube ich erst später). Aber Hexen und Gespenster gingen auch vorher schon klar, ebenso wie „Alice im Wunderland“ und Michael Ende. „Star Wars“ dagegen mochte ich als Kind gar nicht. Ja, finde ich auch schockierend. 😉
Zum Abschluss noch die Frage, was liest du gerade?
Derzeit lese ich zwei Romane: Den ersten Band von „Die Chroniken von Azuhr“ von Bernhard Hennen zu Hause, und auf dem Weg zur Arbeit „Drei Engel für Armand“ von Jim C. Hines.
„Die Chroniken von Azuhr“ ist wie jeder Hennen-Roman sehr gut geschrieben, mir fehlen aber noch ein wenig die Sympathieträger. „Drei Engel für Armand“ ist kurzweiliger und insofern ideal, wenn man gerade zehn Minuten an einer Haltestelle vertrödelt.
Falls ihr noch mehr von Alessandra Reß lesen möchtet, lege ich euch ihren eigenen Blog: Fragment Ansichten ans Herz 🙂
Ich gestehe, ich kenne bislang (abgesehen von “Alice im Wunderland“, “Die kleine Hexe” und “Das kleine Gespenst“) keines der von ihr angesprochenen Kinderbücher, wie ist es bei euch?
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