Hallo meine Lieben,
wie bereits in meinem ersten Beitrag zur Unterstützten Kommunikation angedeutet, gibt es noch einen zweiten Beitrag zum Thema. Dieser soll sich mit einem Missverständnis / Vorurteil beschäftigen, was wir im Bezug auf Finns Flipbuch in den letzten Wochen öfter zu hören bekamen. Und was uns selbst natürlich am Anfang das ein oder andere Mal im Hinterkopf schwebte.
„Warum nun ein Flipbuch zur Kommunikation nutzen und die Sprache dadurch ersetzen?“
„Wenn er jetzt ein solches Buch hat, mit dem er alles zeigen kann, braucht er ja gar nicht mehr zu sprechen und sich keine Mühe mehr zu machen“
„Was wenn er das Buch am Ende bevorzugt und die Sprache wieder komplett einstellt?“
„Jetzt habt ihr mehrere Jahre Sprachtherapie gemacht, damit er überhaupt spricht, und nun wird aufgegeben und der leichte Weg eines Sprachersatzes gewählt?“
Tja, wie gesagt, auch wir hatten Anfangs unsere Zweifel.
Aber, das Flipbuch dient gar nicht dazu die Sprache an sich gänzlich zu ersetzen. Finn wird weiterhin Sprachtherapeutisch betreut und gefördert. Das Buch kann man sich vielmehr als eine Art Brücke vorstellen. Es ist nicht so, dass Finn überhaupt nicht sprechen könnte. Er kann. Es fällt ihm aber unglaublich schwer. Es ist regelrecht anstrengend für ihn, es kostet ihn seine ganze Konzentration und ich denke er weiß selbst, das er wesentlich länger braucht um Wörter herauszubringen als andere.
Dementsprechend, traut er sich ein Stück weit gar nicht Sprache als Kommunikation gegenüber Fremden zu nutzen.
Und genau hier greift das Flipbuch. Denn damit, kann Finn z.B. dem Bäcker in Zwei Etappen zeigen, das er ein Brötchen haben möchte. Dafür muss er jedoch erst vorne auf dem Deckblatt auf das „Ich möchte“ Symbol zeigen, dann blättern und im richtigen Reiter dann auf das „Brötchen“ Symbol / Foto zeigen.
Hier mal ein Videobeispiel, in dem Finn zeigt das er gerne das Handy zum Spielen haben möchte:
Klar, könnte er damit seine Sprache letztlich komplett ersetzen, aber man sieht auch, er brauchte 30 Sekunden um zu zeigen was er wollte. Gut, mittlerweile hat er mehr Übung und es geht schneller, aber noch lange nicht so schnell, als wenn er sagen würde: „Ich möchte das Handy“. Das Flipbuch, erleichtert ihm den Einstieg in eine Kommunikation, aber wenn es ihm selbst zu langwierig wird, zu blättern und sich selbst, seinem Gegenüber sicher genug fühlt, dann versucht er zu sprechen.
Erst in dem er das gezeigte zeitgleich verbalisiert und dann sogar ohne das Buch.
Gleichzeitig, weiß er das Buch aber jederzeit in seiner Nähe und kann bei Bedarf darauf zurückgreifen. Es wird also, wie der Name Unterstützte Kommunikation schon sagt, von uns nur als Unterstützung genutzt, nicht als vollständiger Sprachersatz.
Sobald Finn etwas zeigt, sprechen wir das Gezeigte aus, einfach damit er es immer wieder hört. Er selbst spricht es dann sogar nach.
Also ja, das Flipbuch gibt ihm die Möglichkeit sich nonverbal mitzuteilen, gleichzeitig ist es aber aufwändig genug konzipiert um ihn zur varbalen Kommunikation zu animieren. Denn verbal könnte er unter Umständen schneller an sein Ziel kommen.
netzbaendsche meint
Hallo, ihr macht das super. Lass dich nicht durch so doofe Kommentare verunsichern. UK kann Menschen so viel geben. Viele vergessen, dass Kommunikation noch viel wichtiger als Sprache ist. Fast nichts ist schlimmer, als von Fremden nicht verstanden zu werden.
Zudem gehört zur Sprache auch, dass man den Sinn und Nutzen versteht. Auch hierfür ist UK eine Brücke.
Mir gefällt dein dialogisches Feedback sehr!
LG netzbaendsche
influ meint
Vielen Dank für dein Feedback und das Kompliment. Ich selbst bin mir nie wirklich sicher ob meine Beiträge auch wirklich beim Leser ankommen und hilfreich sind. Ich versuche einfach nur unsere alltäglichen Erfahrungen in Worte zu fassen um anderen in unserer Situation zu zeigen, dass sie eben nicht alleine sind, dass man Hilfe finden kann und dass es Möglichkeiten gibt im Alltag voran zu kommen.