Hallo meine Lieben,
es ist wieder Zeit für ein Gedankenkarussell. Mein Gedankenkarussell dreht sich aktuell nämlich wieder und nimmt ständig neue Fahrt auf.
Der aktuelle Anlass ist eine, uns fremde Frau gewesen. Eine Frau, die uns nie zuvor gesehen oder gesprochen hat, aber der Meinung war, auf Grund einer Momentaufnahme unseres derzeitigen Alltags urteilen zu dürfen. Und sich zu guter Letzt auch noch meinem Sohn mit dem Weihnachtsmann drohte.
Wer auf Facebook und Twitter mit liest, kann sich schon denken, welche Situation hier der sprichwörtliche Tropfen war, der mich zu diesem Beitrag verleitet. Aber ja, es ist nur der Tropfen gewesen. Denn immer wieder stoßen wir bei Fremden, aber ebenso bei Bekannten, Freunden und auch Verwandten auf Unverständnis, teils sogar Ablehnung wegen der Behinderung unserer Kinder.
Versteht mich nicht falsch. Ich will kein Mitleid für mich, oder meine Kinder. Das brauchen wir auch gar nicht. Eigentlich bin ich der Meinung dass Männe und Ich unsere “Situation” ganz gut gemeistert haben. Ebenfalls, brauche ich keine Lobeshymnen die uns gesungen werden. Wir (und da rede ich ganz frech für meinen Mann und mich) sehen uns einfach als Eltern. Die Genetik hat uns ein paar Steine in den Weg geworfen, die unseren Alltag natürlich ganz klar definieren. Aber wir sind in diese Situation hineingewachsen und haben gemeinsam mit unseren Kids gelernt mit diesen “Autismus Steinen” umzugehen.
Was unseren Alltag aber immer wieder schwieriger gestaltet, sind die Außenstehenden.
Jene, die nicht Teil des alltäglichen sind und nur Momentaufnahmen zu sehen bekommen und dennoch urteilen. Jene, die das Gedankenkarussell anschubsen und mich nicht zur Ruhe kommen lassen.
An alle fremden Damen und Herren in Läden: hört auf Momentaufnahmen zu bewerten und euch nach gut Dünken einzumischen!
Die Chancen stehen natürlich schlecht, dass genau jene Dame von letzter Woche diesen Beitrag jemals lesen wird. Doch wenn er nur eine Person, in einer ähnlichen Situation beim nächsten Mal zum weitergehen bewegt, habe ich bereits mein Ziel erreicht.
Letzten Freitag, sind wir spontan nochmal nach Brühl gefahren. Nachmittags hatte ich Finns neue Einlagen abgeholt und diese passten nicht mehr in seine Schuhe. Also mussten neue her.
Finn liebt einkaufen. Er würde am liebsten jeden Tag shoppen gehen, Rolltore beobachten und Aufzüge fahren und dann noch irgendwo eine Portion Pommes oder eine Tüte Chips abgreifen. Ja, man kann ihn wirklich mit Kleinigkeiten sehr glücklich machen.
Nun war es aber so, dass die Weihnachtsmarkt Saison angefangen hat. In der Brühler Innenstadt blinkt es überall, es stehen Karussells und an jedem Stand dudelt eine andere Musik. Klar, einerseits toll. Andererseits kann es ein Kind – egal ob Autist oder nicht – schnell überfordern. Genauso war es auch. Nach der Portion Pommes, ging es noch schnell in ein Bekleidungsgeschäft, wo wir einen coolen Spiderman Schlafanzug für unseren Superhelden gesehen hatten.
Während Männe diesen in der Kassenschlange bezahlen wollte, lief Finn in Richtung Rolltreppen weg. Um dies zu vermeiden, haben wir eigentlich unseren Rehabuggy. Aber mit einem 6,5 Jährigen im Buggy ist einem die Aufmerksamkeit in der Innenstadt definitiv immer gewiss. Außerdem will man ja mit dem Kind üben, damit es irgendwann auch ohne Buggy klappt. Aber egal. Finn lief weg. Ich hinterher. Als ich ihn erwischte, und ihm sagte er könne jetzt nicht auf die Rolltreppe, weil Papa bezahlen müsse, machte es in seinem Kopf nur noch: Boooom!
Die Bombe explodierte. Völlig überfordert schrie Finn den Laden zusammen. Er schimpfte, er weinte, er schlug nach mir, er versuchte mich zu beißen. Ich wiederum versuchte – trotz der vielen, neugierigen Blicke ruhig zu bleiben. Um mich herum wurden Köpfe geschüttelt und sich Meinungen gebildet. Ich versuchte Finn, weiterhin zu beruhigen. Ihm zu erklären, dass wir kurz noch warten müssten und wir dann zum Auto gehen würden. Es half nichts. Finn schrie. Zwischenzeitlich bekam ich den Autoschlüssel zu geworfen und wollte schon mit ihm vorgehen. Das wollte Finn aber auch nicht. Wir mussten auf Papa warten. Als dieser fertig war. Konnten wir gehen. Männe rechts, ich Links, und zwischen uns Finn, der immerzu versuchte sich loszureißen und wegzulaufen. Ich wollte nur noch dort raus. Ich hatte inzwischen das Gefühl auf einer Bühne im Rampenlicht zu stehen, soviele Leute blieben um uns herum stehen und gafften.
Bis eine Dame Finn angrinste und meinte: “Na, zu dir kommt dieses Jahr dann wohl kein Weihnachtsmann.”
Männe und Ich blieben zeitgleich stehen. Drehten uns zu ihr um. Sie ginste immernoch. Wir sagte beide was in die Richtung das, dies nicht ihr Problem oder ihre Entscheidung sei und gingen.
Aber bereits auf dem Parkplatz hätte ich ihr am liebsten noch 1000 weitere Dinge gesagt.
Fakt ist: es geht sie nichts an. Sie hatte kein Recht sich einzumischen und meinem Kind zu drohen. Sie hatte kein Recht, meine Erziehung in Frage zu stellen, allein auf Grund einer von ihr falschinterpretierten Momentsituation. Mein Kind, hat den Laden nicht zusammen gebrüllt, weil es ihrer Meinung nach schlecht erzogen ist und manchmal wünschte ich man würde meinen Kindern ihre Behinderung ansehen können. Aber egal wie man es dreht und wendet: That’s not your fucking buisness, Bitch!
Hallo, Frau Nachbarin…
Ja, wenn ich schon mal dabei bin eine kleine Abrechnung zu tippen, mache ich doch direkt bei unseren freundlichen Nachbarn weiter. Eine davon, wohnt 4 Häuser weiter und ich kenne bis heute nicht ihren Namen. Das erste halbe Jahr, nach unserem Einzug in dieses Reihenhaus hat man sich noch nett die Tageszeit gesagt.
Dies änderte sich schlagartig als sie unverhofft an einem Geburtstag vom Großen an der Tür klingelte. Dieser lief natürlich mit an die Tür, immerhin erwartete er Geburtagsbesucher oder Geschenke 😉 Nein, dort holte eine Frau Nachbarin einmal tief Luft, guckte nochmal aufs Klingelschild damit sie Frau Chaos auch beim Namen nennen kann und startete einen Monolog darüber das ich mein Auto am Straßenrand vor ihrem Haus parkte.
Ja.
Das war alles. Sie hatte ein Problem damit das ich mein Auto lieber 4 Häuser weiter am Straßenrand abstelle als mittem im Wendehammer wo ich andere vielleicht beim Wenden behindere, vor unserem Haus. Während ihreres Monologes darüber, dass sie ja den Platz vor ihrem Haus freihalten möchte für wenn sie ihr Auto aus der Garage, eine Straße weiter holt, erwähnte sie auch diverse Male, dass sie ja einen Behindertenausweis habe und nach einem Schlaganfall nicht so weit laufen könne.
Mich ließ sie derweil jedoch nicht zu Wort kommen.
Als ich zum dritten Mal darum bat, nun auch mal etwas dazu sagen zu können, maßregelte sie mich das ich ja keinen Respekt vor dem Alter hätte, andernfalls würde ich sie ja nicht unterbrechen sondern die älteren Aussprechen lassen.
Junior stand immer noch zwischen uns und verstand die Situation überhaupt nicht.
Mir reichte es daraufhin jedoch, ich brauche mich nicht vor der eigenen Tür als unhöflich maßregeln zu lassen. Ich habe ihr gezeigt wie unhöflich ich sein kann, und ihr die Tür vor der Nase zu gemacht.
Sie blieb tatsächlich dort stehen. Als ich schon kurz davor war, unsere Behindertenausweise zum “battlen” auszupacken ging sie.
Wir ignorieren und seither gekonnt. Nur ab und an steht plötzlich ihr Auto vor unserem Haus, wenn einer unserer Wagen wieder dort am Straßenrand steht. Manchen Menschen scheint das eigene Leben einfach zu langweilig zu sein.
Wo einfaches ignorieren leider nichts mehr bringt ist unsere direkte Nachbarin. Sie ist einer der Gründe warum wir aktuell überlegen ein Haus zu kaufen. Sie fühlte sich vom ersten Tag an von meinen Kindern und dem Hund gestört. Das wir uns dennoch weigern den Hund abzugeben (ehrlich, immer wenn ich Nachts mit den Kindern alleine bin, wenn Männe Nachtschicht auf der Wache hat bin ich froh die freche Nudel als zusätzlichen Aufpasser zu haben), versucht sie diesen nun auf anderen Wegen los zu werden.
Sie lässt zum Beispiel absichtlich Nachts bei sich im Badezimmer (dieses grenzt an unser Schlafzimmer) die Musik laufen. Wir dachten erst es sei ein versehen. Auf Klingeln wurde nicht reagiert. Am nächsten Tag, stellte Männe sie zur Rede mit der Bitte, doch darauf zu achten, immerhin liegt unser Schlafzimmer daneben und wir könnten nicht schlafen.
Sie erklärte grinsend, dies sei Absicht. Sie könne das Bellen vom Hund einfach nicht ertragen.
Bitte was?
Der Nachbar zu unserer anderen Seite, ist total happy über uns und den Hund, weil seither endlich nicht mehr eingebrochen wird. Und mal ehrlich, wir reden hier nicht von einem großen Hund, wo die Wände wackeln wenn er bellt. Wie ihr auf dem Foto sehen könnt ist es ein kleiner Jack Russel, grade groß genug um nicht versehentlich drauf zu treten.
Als wir im Sommer aus dem Urlaub kamen, hatten wir einen Brief vom Tierschutz. Wir wurden von Frau Nachbarin angezeigt. Wir würden unseren armen Hund den ganzen Tag über alleine lassen und der Hund jault und bellt den ganzen Tag.
Tja… als der Tierschutz zur Kontrolle da war, waren wir tatsächlich nicht Zuhause. Aber zu schade für Frau Nachbarin, dass der Hund erst dann anfängt zu bellen wenn jemand an der Türe oder im Garten ist. Natürlich haben wir dennoch mit den netten Leuten vom Tierschutz geredet. Haben ihnen die Situation mit Frau Nachbarin erklärt, sie haben sich einen Eindruck von unserem Hund gemacht und befunden dass alles in Ordnung ist. Aber ehrlich, ich habe doch eigentlich besseres zu tun und wichtigere Dinge zu regeln, als mich mit solchen Sticheleien zu ärgern.
Seitdem läuft Abends wieder regelmäßig die Musik nebenan…
Der Zusammenhang ist: ihr kennt die Hintergründe nicht…
… dennoch wird geurteilt und der Familienalltag schwerer gemacht.
Die Frau im Bekleidungsgeschäft, konnte nicht wissen das Finn, durch seine Behinderung begünstigt einfach mit der Situation überfordert war. Dennoch nahm sie sich das Recht raus zu urteilen und danach zu handeln.
Bei den Nachbarn ist es dass selbe. Sie kennen die Hintergründe nicht. Die eine konnte nicht wissen, dass ich 10 Minuten später das Auto wegfahren würde um den Kleinen von der Kita zu holen. Sie konnte nicht wissen, das ich dort parke um den Wendehammer nicht zu blockieren.
Die andere Nachbarin, kann nicht wissen dass ich den Hund zu den Therapien überhaupt nicht mitnehmen kann. Oder das ich froh bin den Hund zu Hause zu haben, wenn Männe neben seinem Brötchenjob wieder eine Nachtschicht bei der Feuerwehr übernimmt.
Letztlich ist es ganz einfach:
Egal, welche Situation man mitbekommt, es ist nur EINE Situation. Keine dieser Personen kennt uns. Keine dieser Personen kennt unseren Alltag, aber alle nehmen sich das Recht raus einzelne Situationen zu beurteilen.
Heute ist Nikolaus, ein Tag mit viel Potential um sich ungefragt einzumischen und kundzutun, ob man die Geschenkemenge der Kinder für angemessen hält. Aber, solang es nicht eure Kinder sind, geht es euch nichts an. Also bitte, geht…. geht und kehrt vor eurer eigenen Türe.
Nordherz meint
*holt tief Luft* DANKE!
Mir ist ja heute bei Twitter auch der Kragen geplatzt wegen dem Geschenke-Thema. Meine Güte,und selbst WENN jemand ne PlayStation bekommt? UND? Da wird nicht gefragt “Warum?” sondern direkt “Früher gabs sowas nicht, das ist total übertrieben blablabla”
Grundgütiger es ist doch echt egal.. ich zieh mein Ding durch und freu mich mit anderen. Ich vergleiche nicht und es was interessiert es denn andere wer was wem und wie viel schenkt und zu welchen Anlässen?
Wofür ihr den Hund habt, ob aus Spaß, aus Hundeliebe, weil er euch oder den Kindern gut tut, ob er vielleicht ein Therapiehund ist oder Gold kacken kann oder alles zusammen, das kann den Nachbarn so was von egal sein! Aber wenn man sonst keine Hobbys hat sucht man sich halt eines.
Wir haben übrigens paar Häuser weiter auch so einen “netten” Nachbarn, der vereint deine beiden. Kurz nach dem Einzug ist unser Hund ausgebüxt und bei ihm im Garten gewesen, da waren die Meerschweinchen gerade im Freilauf und er hat sich total gefreut und hat sie angebellt.
Ich hab ihn weggeholt und dann schnell Salat und Gurken geschnitten für die Schweinchen, wollte mich entschuldigen und ihm erklären dass er ihnen nix tun wollte, dass er Meerschweinchen kennt und sich einfach nur gefreut hat. Aber er hat mich nicht mal den ersten Satz ausreden lassen sondern mich vom Grundstück geworfen.
Dass er sauer war und in dem Moment nicht reden wollte, hätt ich verstehen können. Wenn er mich da zusammen geschissen hätte – hätt ich auch verstanden. Aber was ich nicht verstehe: Seitdem hasst er uns. Also wirklich aus tiefstem Herzen. Das ist so bekloppt! Wir haben dem nichts getan? Der beleidigt uns süffisant durch die Blume oder straft uns mit Nichtbeachtung (letzteres ist mir deutlich lieber), zündelt Feuerwerk vor unserem Haus (unter anderem sehr spät Abends am 1. Weihnachtsfeiertag) damit der Hund Angst bekommt und hat seinen Sohn angestiftet zu erzählen unser Hund sei gefährlich.
Ich warte ja nur auf den Tag, wo eins der Kinder angerannt kommt und weint, weil er es allein erwischt hat und ihm sonst was an den Kopf geworfen hat, dann kann er aber was erleben.
Die Frau da im Bekleidungsgeschäft war ja wohl unmöglich. Ich frag mich immer ob solche Leute sich dann freuen dass sie einen Spruch gebracht haben?