Hallo ihr Lieben,
Als 2017 der britische Kinderbuchschriftsteller Michael Bond starb, war das für meine befreundete Autorin, Fabienne Siegmund eine traurige Nachricht. Wie so viele andere war sie mit Paddington Bär, der wohl berühmtesten Figur Bonds, aufgewachsen. Sie erzählte es ihrer Freundin, der Autorin und Bloggerin Alessandra Reß, die aber weder mit Michael Bond noch mit Paddington etwas anfangen konnte.
Grund genug für Fabienne, auf Alessandras Blog einen kurzen Gastartikel über ihrer Top 3 der Teddybären in Kinderbüchern zu verfassen. Nachdem sie Alessandra natürlich kurz erklärte, wer Paddington ist (Für ihren Artikel wählte sie damals Paddington, Washable und Winnie Puuh).
Dabei kam ihr der Gedanke, bei ihren Autorenkollegen nachzufragen, mit welchen Kinderbücher sie eigentlich aufgewachsen sind.
Dieser und noch einigen anderen Fragen mehr wird sie also fortan als Co-Autorin hier auf dem Blog in unregelmäßigen Abständen nachgehen. Zunächst aber erfahrt ihr an dieser Stelle, welche Kinderbücher Fabienne durch ihre eigene Kindheit begleitet haben und es zum Teil immer noch tun.
Welches ist das erste Buch, an das du dich bewusst erinnerst?
Eindeutig die Ausgabe der Märchen der Gebrüder Grimm, aus der mir meine Eltern und Großeltern immer vorgelesen haben, ein weißes dickes Buch mit einer Vignette, in der ein violetter Druck von einer Frau mit einem Nudelholz Hand abgebildet war. Wobei ich mir bei dem Nudelholz nicht mehr sicher bin. Dazu eine alte Schrift, mit der auch das E von jedem Es war einmal als Vignette abgebildet war.
Und welches war das erste Buch, das du selbst gelesen hast?
Das weiß ich noch ganz genau: Mein lieber kleiner Hamster, ein Schneider Buch in Schreibschrift. Gekauft vor dem ersten Urlaub in Spanien, dort mehr als einmal gelesen.
Besitzt du es noch?
Nein.
Gab es besondere Lese-oder Vorlesemomente in deiner Kindheit, an die du dich besonders erinnerst?
Ich kann mich daran erinnern, dass mir eigentlich jeden Abend vorgelesen wurde, später habe ich dann immer noch heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen, zumindest solange, bis meine Mutter rief, ich soll das Licht ausmachen, was sie dann oft mehr als einmal tun musste.
Haben Märchen in deiner Kindheit eine Rolle gespielt?
Auf jeden Fall, deswegen ist mir wahrscheinlich auf genau mein erstes Märchenbuch in den Sinn gekommen. Ich habe es geliebt, mitzufiebern und mich zu gruseln, und ich rückblickend habe ich durch die Märchen auch viel gelernt. Nicht nur, dass das Gute über das Böse siegen kann, sondern auch, dass Klugheit gewinnen kann. Aber natürlich nicht nur das, sondern auch viel über die Grausamkeiten und die nicht so schönen Enden.
Und die Begeisterung hat mich nie mehr losgelassen, ich sammle heute noch Märchenbücher und finde, dass sie sehr wichtig sind.
Hast du ein oder mehrere Lieblingsmärchen?
Östlich der Sonne und Westlich des Mondes, Das Mädchen mit den Schwefelhölzern, Das kalte Herz und Allerleirauh.
Wenn du heute an die Kinderbücher aus deiner Kindheit und Jugend zurückdenkst, wie sähe deine Top 10 der Kinderbücher aus? (Natürlich kannst du auch mehr nennen)
Natürlich die schon genannten Märchen der Gebrüder Grimm*.
Dann:
„Die Sagen von Rübezahl“ – Volksmund*
„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende*
„Alice im Wunderland/hinter den Spiegel“ von Lewis Carroll*
„Paddington Bär“ von Michael Bond, dicht gefolgt von „Pu, der Bär“, geschrieben von A.A. Milne*
„Sara, die kleine Prinzessin“ von Frances H. Burnett*
„Der flüsternde Berg“ von Joan Aiken*
„Märchenmond“ und die Folgebände von Wolfgang Hohlbein*
“Anne auf Green Gables” von Lucy M. Montgomery*
und die Drei Fragezeichen*.
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Würdest du eins deiner Kinderbücher heute gerne noch mal lesen? Und wenn ja, welches?
„Die unendliche Geschichte“ lese ich ungefähr alle zwei Jahre noch mal, weil ich immer wieder neues in Phantásien entdecke und zudem regelmäßig der kindlichen Kaiserin einen neuen Namen geben möchte. Es ist ein bisschen zu einem Ritual geworden.
Paddington Bär habe ich vor einiger Zeit noch mal aus Recherche-Gründen gelesen und den flüsternden Berg als Hörbuch gehört, weil ich Lust darauf hatte.
Die drei Fragezeichen höre ich mit jeder neuen Folge oder beim Bügeln gerne auch die alten, und nun, Märchen begleiten mich ohnehin.
Haben die Bücher deiner Kindheit Einfluss auf dein heutiges Schreiben?
Auf jeden Fall. Ich arbeite oft Elemente aus Märchen in meine Geschichten ein, Michael Ende hat sicherlich auch mein Sprachbild mitgeprägt. Und in meinem letzten Roman, der Papierprinzessin (Amazon Partnerlink) finden fast alle aufgezählten Kinderbücher und noch viele mehr einen Auftritt.
Zum Abschluss noch die Frage, was liest du gerade?
Ich habe gerade Das Netz der Seelenfresser* von Hanna Nolden beendet und beginne jetzt Die letzte Reise der Meerjungfrau* von Imogen H. Gowar. (*Amazon Partnerlink)
Fabienne Siegmund, geboren 1980, flog schon als Kind liebend gerne auf dem Rücken eines Glücksdrachen über Phantásien oder sprang mit Begeisterung in literarische Kaninchenlöcher. Mit der Zeit wurden phantastische Geschichten mehr und mehr ihre Leidenschaft, und so begann sie irgendwann selbst damit, Welten zu bauen und Geschichten zu weben. Seit 2009 finden diese regelmäßig den Weg ins Universum der Bücher, so erschienen unlängst beispielsweise die Herbstlande, ein Gemeinschaftsroman mit den Autoren Stephanie Kempin, Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser und ihr Roman „Die Papierprinzessin“, in dem sie viele Bücher aus ihrer Kindheit aufgreift. Ihr Herz für Kurzgeschichten lebt sie immer wieder als Herausgeberin von Anthologien aus. Ende 2015 war sie Mitbegründerin des Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) e.V., in dem sie seit 2017 die Position der Schatzmeisterin übernommen hat.
Eva meint
Sehr schönes Interview, danke dafür.
sina martin meint
Ein tolles interview 🙂
Karin meint
Ich bügle auch teilweise zu den 3 Fragezeichen. 🙂
Nadja meint
Tolle Interviewreihe. Ich fand die Franzgeschichten immer super.
Julie meint
Ein tolles Interview. Und so viele Inspirationen für neue Bücherkäufe. Vielen Dank.
Julie